Kellerkrach mit Freunden: Zweites „Bruits De La Cave“-Festival in Hannover

Das „Béi Chéz Heinz“ in Hannover / Foto: Dunkelklaus
Das „Béi Chéz Heinz“ in Hannover / Foto: Dunkelklaus

Das „Bruits De La Cave“ (französisch für Krach aus dem Keller) ist eine Küchentisch-Idee. An einem dieser Abende, an dem man mit Freunden lange in der Küche herumsitzt, quatscht und dabei den einen oder anderen Wein verkostet. Und an einem solchen Abend kam der DJ Hollow Skies in seiner Küche in Hannover-Linden auf die Idee, ein Festival zu organisieren. Mit frischer, noch nicht abgenudelter Musik interessanter Bands. Und mit den Leuten, die man gerne um sich hat.

 

Was sich am weinseligen Küchentisch noch recht einfach anhört, ist längst zu einem logistischen Großprojekt geworden: Bei der zweiten Auflage des „Bruits De La Cave“-Festivals im abrissgefährdeten Liveclub „Béi Chéz Heinz“ packen mehr als 40 Freunde und Helfer mit an, damit das Ganze über die Bühne gehen kann. Bands, Technik, Merchandise, Logistik, Händlerstände etc. wollen organisiert sein. Dazu gehört auch eine gut sortierte Webseite mit Antworten auf die wichtigsten Fragen und mehreren Trailern.

Das „Béi Chéz Heinz“ in Hannover / Foto: Dunkelklaus
Das „Béi Chéz Heinz“ in Hannover / Foto: Dunkelklaus

Am Samstag, 16. Juni, gibt es ab dem Nachmittag nach der Premiere 2017 die zweite Auflage des Festivals. Und wer die sonstigen Musikreihen des DJs wie „à contre courant“, „fracture du jour“ oder „insomniaque“ kennt, ahnt, dass er im Heinz eine musikalische Wundertüte auspackt.

 

Sechs Bands haben zugesagt, die im dunkelbunten Musikspektrum weit auseinander liegen. Gemeinsam haben sie zwei Dinge: erstens ein neues Album draußen oder am Start, zweitens einen persönlichen Kontakt zu Hollow Skies. "Die Grundidee ist, dass nicht alles aus einer Ecke kommt“, sagte er dem Gruftboten. So können Leute, die zu einer bestimmten Band kommen, davor und danach noch ganz andere Eindrücke einfangen. Einen Headliner hat er bewusst nicht ausgeflaggt, auch die Reihenfolge der Auftritte will er erst im Lauf dieser Woche verraten. „Alle sind Headliner“, sagt er.

Foto: Wisborg
Foto: Wisborg

Wer trotzdem auf den heißesten Anwärter auf die großen Bühnen setzen will, dem empfehlen die Gruftboten die 2017 gegründeten Wisborg aus Hannover. Die beiden langhaarigen Gothic-„Beaus“ (Beau schreibe nicht ich, sondern das Label, ich kann aber auch nicht widersprechen) kommen gerade vom WGT zurück und konnten mit dem frisch herausgekommenen Erstlings-Album „The Tragedy Of Seconds Gone“ bei Bruno Kramms Label Danse Macabre landen. Wisborg machen kraftvollen Darkrock, der die Plattenfirma an Sisters of Mercy, Type O Negative und Depeche Mode (häh?) erinnert. Wer an die frühen Lord of The Lost oder HIM denkt, liegt aber auch nicht vollkommen falsch.

Foto: The Bernie & The Jörgi
Foto: The Bernie & The Jörgi

Ebenfalls zu zweit sind The Bernie & The Jörgi. Damit dürften sich die Gemeinsamkeiten mit Wisborg auch schon weitgehend aufgebraucht sein. Das Duo aus Bremen macht deutschsprachigen NDW-Punk in der Tradition von Die Ärzte und Die Goldenen Zitronen. Mit „Warum singen alle wie Robert Smith?“ haben Sie auch eine heimliche Gothic-Hymne in der Tasche.

Adam Usi in London, März 2018 / Foto: Dunkelklaus
Adam Usi in London, März 2018 / Foto: Dunkelklaus

Weit weniger fröhlich dürfte es bei Adam Usi werden. Wer glaubt, dass ein junger Bayer mit Synthesizer automatisch ein lustiger Alleinunterhalter ist, liegt falsch. Usi garniert die Elektro-Sounds seines Keyboards mit einem Gesang, der zwischen klaren Tönen und dem Herausschreien seiner Verzweiflung schwankt. Das ist ebenso tieftraurig wie sehenswert, wie die Gruftboten im Februar bei einem Gig in Hannover und einem Usi-Konzert im März in London erleben durften.

Foto: Nova Et Vetera
Foto: Nova Et Vetera

Gute-Laune-Musik ist auch bei Nova Et Vetera eher nicht zu erwarten. Darauf weist schon hin, dass die fünf Musiker aus Frankreich ihre neue Platte „Lightning“ auf dem Label Manic Depression Records veröffentlicht haben. Die Künstler bringen treibenden und düsteren Tribal-Gothic-Rock mit nach Hannover. Wie man sich das vorzustellen hat, sieht man hier:

Foto: KatzKab
Foto: KatzKab

Aus Frankeich und Deutschland kommen KatzKab. Der Name baut auf der 2010 aufgelösten  Vorgängerband Katzenjammer Kabarett auf, deren Mitglieder Klischee und Mr. Guillotine Katzkab 2011 gründeten. Katzkab sind derzeit zu fünft und versprechen ein kleines Durcheinander aus Post-Punk, Electro, Cabaret und einem Schuss Free Jazz.

Foto: Sieben
Foto: Sieben

Auf den Künstler Sieben ist Hollow Skies besonders stolz: Der Sheffielder Matt Howden alias Sieben hatte zugesagt, nachdem er vom Konzept des Freunde-für-Freunde-Festivals gehört hatte. Das erinnerte ihn an die 1980er in England, als bei einem solchen Festival unter anderem Joy Division auftraten. Howden (Mitglied der Raindogs, Musikproduzent, Hochschullehrer, Besitzer des Tonstudios Red Room und vielfacher Gastmusiker) betreibt sein auf Geigenklängen gegründetes „Violinen-Looping“-Projekt seit 1997. Als „one-man rawchestra“ entlockt er seinem Instrument ungewöhnliche Töne, manchmal spielt er aber auch ganz „normal“.

Das „Béi Chéz Heinz“ in Hannover / Foto: Dunkelklaus
Das „Béi Chéz Heinz“ in Hannover / Foto: Dunkelklaus

Nach den Konzerten gibt es noch eine Party. Dabei legen Hollow Skies und DJ Cyberpagan (Kabinett Konträr) auf. Neben den Bands sind auch Stände und ein Essensangebot geplant. Mit den Einnahmen aus dem Getränkeverkauf soll das Heinz unterstützt werden. Los geht es voraussichtlich gegen 17 Uhr, der Eintritt kostet 15 Euro im Vorverkauf und 18 an der Abendkasse.