Sonne, Platzregen, tolle Konzerte und Tiefenentspannung auf Grufti-Art - Das Amphi-Festival 2017 in der Gruftboten-Rückschau mit großer Bildergalerie

VNV Nation, Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
VNV Nation, Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Das war es ja schon wieder mit dem Amphi! Und weil dieses Festival mit seiner besonders entspannten Atmosphäre im Kölner Tanzbrunnen immer so schnell rumgeht, liefern wir Euch die Gruftboten-Rückschau aufs Festivalwochenende ebenfalls in schnellen Häppchen, natürlich garniert mit einer großen Bildergalerie.

Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Wetter?

Die Sonne tauchte das nach Köln gereiste Schwarzvolk vor allem am Freitag und Samstag in gleißendes Licht. Außerdem gab es an jedem dieser heißen Tage einen fetten Platzregen, der alle in nullkommanix unter die Schirme vor den Bierständen, die Vordächer von Händlerbuden oder ins überdachte Theaterhaus trieb.

Außerdem musste am Samstagabend - zum Glück erst nach dem Main-Stage-Headliner VNV Nation - das Gelände wegen einer Unwetterwarnung geräumt werden. Das dann aber doch ausblieb (das Unwetter, nicht die Warnung). Sonntag war es deutlich kühler, sozusagen das perfekte Wetter für ein ordentliches Grufti-Festival. Unterm Strich: Wettertechnisch war alles prima, sofern man nicht gerade das Pech hatte, vom Platzregen überrascht zu werden.

Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Leute?

Insgesamt 12.500 Besucher meldeten die Amphi-Macher am Ende, und damit war dann auch die Kapazitätsgrenze des lauschigen Festivalgeländes samt chilligem Beachclub direkt am Deutzer Rheinufer erreicht. Die meisten Besucher waren sorgfältig gestylt, wobei traditionelle Schwarz-Outfits überwogen, auch ein paar schicke Death-Rock-Frisuren und Iros, aber auch Rüschen-Goten waren zu sehen, die meisten aber kamen in schlicht-schönem Schwarz.

Toll: kaum Karnevalisten, nahezu keine Touristen. Das Amphi ist tatsächlich ein Festival mit einer tadellosen Finsterbilanz, hierher kommen wirklich fast nur Vollzeit-Szene-Leute.

Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Gelände?

Beste Neuerungen auf dem wirklich schönen, chilligen und ziemlich grünen Tanzbrunnen-Gelände waren die praktische Abkürzung von der Main-Stage zur Bühne Nummer zwei im Theaterhaus und die verdoppelte Anzahl der Schließfächer.

 

Doof: Die Schließfächer schluckten den Euro, statt ihn nach Gebrauch wieder auszuspucken. Das kann bei häufigem Auf und Zu ins Geld gehen. Gut: Trotz des fehlenden Staatenhauses gab es genug Sitzgelegenheiten.

Die Orbit Stage auf der MS RheinEnergie, Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Die Orbit Stage auf der MS RheinEnergie, Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Prima: Der vom Amphi-Team kurzfristig organisierte Shuttlebus zur wegen Niedrigwassers auf die andere Rheinseite verlegten Orbit Stage (Bühne Nummer drei) auf dem Schiff MS RheinEnergie funktionierte problemlos. Die Gruftboten hatten jedenfalls gar keine Probleme mit dem Location-Wechsel. Allerdings sparten sich viele den Location-Wechsel, da das Hin und Her doch recht zeitaufwendig war.

Motzquote?

Es wurde wenig gemeckert dieses Jahr, wie es schien, nicht einmal über die Security. Alles bestens. Na, bis auf das Kölsch vielleicht, das erst ab Becher Nummer drei so einigermaßen schmeckt... Aber hey: Das Amphi findet nun mal in Köln statt, so what!?

Fields Of The Nephilim, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Fields Of The Nephilim, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Und die Bands?

Das Amphi ist nahezu Mittelalter-frei (ok, Tanzwut waren da, und auch Letzte Instanz), die meisten Bands gehören aber zum Elektro-Genre (VNV Nation, Torul, Frozen Plasma, Eisfabrik), dazu gibt's Gitarren satt oder eine Mischung aus beidem (Apoptygma Berzerk, Diary of Dreams), eine Prise Oldschool darf ebenso wenig fehlen (Fields Of The Nephilim) wie eine gute Portion Aggressivität (Combichrist) oder ein Hauch NDH (Eisbrecher).

Eisfabrik, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Eisfabrik, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Größte musikalische Überraschung?

Eisfabrik, die weniger Schlager auf die Bühne brachten als befürchtet. Stattdessen lieferten sie eisgekühlte NDW-Elektro-Hits. Schön!

VNV Nation, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
VNV Nation, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Bester Auftritt für die Seele?

VNV Nation, mal wieder. Frontmann Ronan Harris packte das Schwarzvolk einmal mehr an genau der richtigen Stelle, nämlich an Herz und Hirn, während Schlagzeuger Mark Jackson die müden Beine zum Tanzen brachte. Dass sich viele Amphi-Gäste auf genau diesen Samstagsheadliner gefreut haben, zeigte die beeindruckende VNV-T-Shirt-Dichte.

Dass der VNV-Chef während des Konzerts dann auch noch ein neues VNV-Album samt Tour im Herbst 2018 ankündigte, machte die Sache perfekt. Das letzte reguläre beziehungsweise nicht-klassische Album "Transnational" der Wahl-Hamburger ist immerhin auch schon vier Jahre alt. Wie das neue Album heißen wird, hat Ronan noch nicht verraten. Wir bleiben dran...

Doof?

Das Konzert von Die Krupps am Samstag im Theaterhaus konnten wir nicht sehen, weil sie genau parallel zu VNV Nation auf der Main Stage spielten. Sehr schade! So verpassten wir auch, dass Die Krupps wohl auch an einem neuen Album arbeiten.

We Are Temporary, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
We Are Temporary, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Bester Auftritt fürs Herz?

We Are Temporary. Frontmann (und ausgerechnet in diesen Tagen werdender Papa) Mark Roberts lieferte 45 elektronische Minuten voller Herz und Melancholie, dazu ein klein wenig Hoffnung, das alles in Schwarz und Neon und ziemlich tanzbar. Top! Obwohl es am Sonntagmittag der Auftakt-Gig auf dem Schiff war, war das Konzert des in New York lebenden Musikers im Übrigen ziemlich gut gefüllt. Das Oberdeck des Schiffes hatte allerdings heftig spürbar mit dem Bass unter ihm zu kämpfen.

Schön: Auch von We Are Temporary gibt's bald Neues auf die Ohren, mehr dazu erfahrt Ihr in unserem Interview mit Mark.

 

Apoptygma Berzerk, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Apoptygma Berzerk, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Bestes Konzert insgesamt?

Apoptygma Berzerk. Wir hatten Sorge, dass die Luft langsam raus sein könnte bei den norwegisch-dänischen Future-Pop-Helden, schließlich warten wir auch schon ewig lang auf neues Material der Mannen um Frontmann Stephan Groth... Doch nix da! Fehlende neue Songs lassen Raum für all die tollen, alten Hits wie Starsign, Until the End of the World oder Kathy's Song. Die wurden kraft- wie lustvoll präsentiert, sodass alle Spaß hatten - auf und vor der Bühne. Super!

Combichrist, Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Combichrist, Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Bester Gig, um nervige Arbeit zu vergessen?

Combichrist. Die Kombination aus Rock'n'Roll Roll, Metal, Punk und Industrial plus charismatisch-ungehobeltem Frontmann ist genau richtig, um etwa ein halbes Jahr Genervtsein hinter sich zu lassen. Vielen Dank dafür. Außerdem bekommen die Jungs um Andy LaPlegua einen Preis für die ansehnlichsten Schwiegermütter-Schrecken von allen.

The Daniel Myer Project, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
The Daniel Myer Project, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Größte Enttäuschung?

Leider enttäuscht hat uns das mit Spannung erwartete The Daniel Myer Project am Sonntagabend, was vor allem an der mörderischen Lautstärke lag, die alles in einen krachigen Sound-Brei verwandelte. Zu schade, waren doch mit Eskil Simonsson (Covenant) und Sven Friedrich (Solar Fake) ein paar unserer Lieblingssänger in der All-Star-Riege um den talentierten Mister Myer versammelt. Vielleicht haben wir aber auch nur zickige Ohren, den anderen hat es offenbar gefallen.

Torul, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Torul, Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Und die kleineren Bands?

Von den eher unbekannteren Bands fanden wir vor allem den fließend-verträumten Wave-Pop-Sound von Torul aus Slowenien schön. Auch die Post-Punk-Wave-Formation Holygram aus Köln klang sehr vielversprechend. Viele Freunde schwärmten auch von Massive Ego.

Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Amphi-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Bester Moment?

Chillen am Strand mit vielen, vielen anderen tiefenentspannten Gruftis - und das auch noch mit Blick auf den Dom und im Sonnenuntergang. Hach...

Lustigster Moment?

Den gab es im Frühstücksraum unseres Hotels: Als der lokale Radiosprecher im Zusammenhang mit dem Amphi von Leuten "ganz in Schwarz oder in schrillen Kostümen" sprach, sogen alle anwesenden Gothics empört die Luft zwischen den Zähnen ein und sagten dann im Chor: "Kostüme???"

Miesester Moment?

Der Versuch, in einer etwa 50 Grad Celsius heißen und zur Hälfte mit einer Schräge gesegneten Dachabstellkammer zu residieren, ohne sich permanent den Kopf zu stoßen oder einen Hitzschlag zu bekommen. Und das nennen die Hotelzimmer? Frechheit! Wofür aber das Amphi nix kann, versteht sich...

Die Gruftboten auf dem Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Die Gruftboten auf dem Amphi-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Fazit?

Orga top, Line-up top, Leute top, Stimmung top, Atmosphäre top - das Amphi bekommt vom Gruftboten fünf Sterne ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ und beide Daumen 👍👍 hoch! Wir kommen wieder! Hotel für 2018 ist schon gebucht, dieses Mal aber ein richtig gutes.

Das nächste Amphi findet statt am 28. und 29. Juli 2018, die ersten Bands werden am 1. September 2017 bekannt gegeben.

 

Alle Angaben mit Fledermaus, aber ohne Gewähr.

Amphi-Festival 2017 - Die Bildergalerie

Fotos von Dunkelklaus und Batty Blue