Solar Fake im Gruftboten-Interview: „Schlagzeug auf der Bühne ist einfach viel geiler“

Von Gothamella 

Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Vor einem Jahr, als unsere Welt noch nicht stillstand, haben die Gruftboten nicht nur ein tolles Konzert von Solar Fake in Hannover erlebt, sondern vorher auch mit Mastermind Sven Friedrich und seinen beiden Mitstreitern ein Interview geführt. Hier ist es: 

Sven Friedrich (Solar Fake) in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Sven Friedrich (Solar Fake) in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Hallo Ihr Drei! Eure Tour läuft ja schon eine Weile. Zieht doch mal Bilanz.

 

Sven: Alles super: Es war fast alles ausverkauft, immer eine tolle Stimmung, wahnsinnig viele Leute... Wirklich alles super. 

 

Andre: Normalerweise hat man ja von Tour zu Tour einen schrittweisen Anstieg der Besucherzahlen. Diesmal waren es aber gefühlt 50 Prozent mehr als bei der letzten Tour. 

 

 

Gruftbote: Früher wart Ihr zu zweit, nun seid Ihr zu dritt, Jeans ist als Drummer dazu gekommen. Wie kam es dazu?

 

Sven: Es ist ja nicht immer leicht, die richtigen Leute zu finden. Ich habe Jeans das erste Mal in Aktion gesehen, als er noch bei Rabia Sorda gespielt hat, und dachte mir: Sollte ich jemals etwas mit Schlagzeug machen wollen, dann bitte nur mit ihm. 

 

Jeans: Und ich habe zufällig zu der Zeit an einen Ausstieg bei Rabia Sorda gedacht, und irgendwann hat das mit Solar Fake einfach gepasst.

 

Andre: Seit Jeans dabei ist, habe ich viel mehr Nackenschmerzen, weil das mit einem echten Schlagzeug auf der Bühne einfach viel geiler ist.

(Alle lachen)

 

 

Gruftbote: Uns fällt auf, dass gerade bei Elektro-Bands vermehrt Schlagzeuger auf den Bühnen auftauchen. Muss man als Band irgendwann tatsächlich aufrüsten?

 

Sven: Ich finde einfach, dass es einen schönen Unterschied macht, wie die Musik sich auf Platte anhört und wie sie dann live gespielt wird. Auch finde ich es gut, dass Jeans ein echtes Schlagzeug benutzt und kein E-Drum. Es rockt halt mehr, und das passt gut zur Musik und dem Stil. 

Andre Feller (Solar Fake) in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Andre Feller (Solar Fake) in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Wir haben vor ein paar Jahren miteinander gesprochen als Solar Fake noch ein Nebenprojekt von Dir war. Jetzt ist es längst Dein Hauptprojekt. Vermisst Du irgendetwas aus der alten Zeit? 

 

Sven: Ich vermisse überhaupt gar nichts. Ich merke, dass ich im Alter immer teamunfähiger werde, vor allem bei Livepräsentationen. An den Alben arbeite ich meist alleine, das kann ich dann sehr gut in einem Tempo machen, das für mich passt und Sinn macht. Dabei bin nicht auf andere angewiesen. 

 

 

Gruftbote: Tempo ist ein gutes Stichwort, „You Win. Who Cares?“ ist das fünfte Studioalbum. Ist Nummer sechs schon in Arbeit? 

 

Sven: Nein, das fange ich nach der Tour an. Aber wir haben noch eine Menge Konzerte geplant, und ein Album dauert auch immer ewig. An dem letzten haben wir ungefähr zwei Jahre gearbeitet. 

 

 

Gruftbote: Wie entsteht ein Album? Kommen erst die Ideen, dann schreibst Du die Musik, dann die Texte, oder wie muss man sich das vorstellen?

 

Sven: Genau, die Musik zuerst, dann die Texte.

Jens „Jeans“ Halbauer (Solar Fake) in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Jens „Jeans“ Halbauer (Solar Fake) in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Wir haben gestern ein paar ältere Interviews von Dir durchgelesen, in jedem davon tauchte das Thema „Mädchenschwarm/Frauenschwarm“ auf. Wie wichtig ist denn das Aussehen? Und hat sich Eure Selbstwahrnehmung mit der Zeit geändert?

 

Sven: Ich habe da noch nie viel für gegeben, daher ändert sich da auch nichts für mich. 

 

Andre: Ich finde, dass man in Alter den Luxus hat, dass einem egal ist, was die Leute von einem denken. Zumindest ist das bei mir so. 

 

 

Gruftbote: Habt Ihr irgendwelche Rituale, bevor Ihr auf die Bühne geht?

 

Sven: Ich muss mich einsingen.

 

Andre: Ich mach etwas Yoga. 

 

Jeans: Aufwärmen und einen Schluck trinken. 

Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Habt Ihr eigentlich etwas Sorge, wenn Ihr in Hannover live spielt? Bei der Akustiktour 2017 in der Markuskirche war es ja ein bisschen verhext, der Computer wollte nicht richtig mitspielen...

 

Sven: Ja, das war etwas schwierig. Aber ich habe das nicht auf Hannover geschoben, dass es nicht richtig lief. Und am Ende war es doch nett. 

 

 

Gruftbote: Stimmt. Dem Publikum gefiel es auf jedem Fall. Aber ist schon blöd, oder? Schließlich bist Du doch Perfektionist... 

 

Sven: Haha, ein bisschen vielleicht. (lacht) Aber ich bin ja nicht überall ein Perfektionist. Nur, was die Musik betrifft. 

 

 

Gruftbote: Also die Musik ist perfekt, aber die Wohnung sieht aus wie Sau? 

 

Sven: Kein Kommentar. 

 

(Alle lachen)

Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Ihr seid auch international unterwegs. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Publikum in Deutschland dem in anderen Ländern?

 

Sven: Nein, alle cool. 

 

Andre: Früher hat man in Mexiko mal einen Unterschied gemerkt, aber das ist jetzt auch nicht mehr so. Die waren dort viel extrovertierter als in Deutschland. 

 

Sven: Aber inzwischen ist es hier genauso. 

 

 

Gruftbote: Ist auf der aktuellen Platte ein Lieblingssong von Euch, den Ihr besonders gerne spielt? Oder gibt es einen, den Ihr nicht spielt?

 

Sven: „Wrong Direction“ ist sehr anstrengend zu singen, daher spielen wir den nicht. 

 

 

Gruftbote: Warum anstrengend? Ist der Text besonders schwierig? 

 

Sven: Der Text ist nicht das Problem, aber der Song wird komplett gebrüllt, und das ist echt sehr anstrengend. Daher ist der für mich immer schwierig. 

Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus
Solar Fake in Hannover, 8. März 2019 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Du legt ja auch zwischendurch als DJ auf. Ist das komisch, als DJ seine eigenen Sachen zu spielen?

 

Sven: Das ist total komisch, mache ich auch eigentlich nicht. 

 

 

Gruftbote: Oh, da bist Du wohl eine Ausnahme. Wir haben schon einige Musiker erlebt, die ihre eigenen Songs offenbar besonders gerne auflegen. Warum so bescheiden?

 

Sven: Es gibt einige, die das tun, stimmt, und sicherlich fänden die Leute das auch gut, wenn ich es tun würde. Aber es fühlt sich wirklich merkwürdig an, und deswegen mache ich es eher nicht. 

 

 

Gruftbote: Haha, da haben wir ja Glück, dass die Aftershowparty nach Eurem Konzert gleich einem lokalen DJ bestritten wird und nicht von Dir. 

 

Sven: Da sagst Du was, wir spielen ja gleich... 

 

(Alle lachen)

 

 

Gruftbote: Genau! Viel Spaß gleich auf der Bühne. Und vielen Dank für das Gespräch. 

 

Sven: Danke ebenfalls. Und Euch auch viel Spaß!