M’era Luna 2019 - Rückblick und Bildergalerie: Zum Weinen schön

Subway to Sally, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Dunkelklaus
Subway to Sally, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Dunkelklaus

Dieses immerhin zwanzigste M’era Luna Festival auf dem Flugplatz in Hildesheim-Drispenstedt war wahrlich etwas Besonderes: Zum einen war es schwärzer als sonst, denn schließlich erfüllten auch alle Headliner dieses Mal eine sensationelle 100-Prozent-Grufti-Quote (während Bands wie Korn oder The Prodigy zuletzt viel Undunkelvolk angezogen haben).

Zum anderen scheint sich die zuletzt allzu aufgeregte Szene, die über gerade diesen Begriff und dessen Inhalt scheinbar unendliche Debatten führt, wieder ein wenig beruhigt zu haben: So weit das Auge reicht, gab es nur friedlich miteinander feiernde Gruftis. Oder Gothics. Oder Schwarze. Oder wie immer sie sich gern nennen mögen. Ein Meer von schwarzem Glück, das am Sonntagabend kollektiv in Tränen ausbrach. Warum? Dazu später mehr.

Schwarzer Klassiker in neuem Gewand

M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Das M’era Luna, der mit 25.000 Besuchern stets ausverkaufte schwarze Festival-Klassiker im Schatten der niedersächsischen Hauptstadt, zeigt immer dann seine Stärke, wenn sich Veränderungen so passend anfühlen, als ob sie schon immer da gewesen wären. So wirken zum Beispiel die Workshops, die es erst seit drei Jahren gibt, schon jetzt wie eine alte Tradition. Auch deutlich sichtbare Deko-Veränderungen, etwa der riesige illuminierte M’era-Luna-Schriftzug am Eingang zum Infield, fügten sich harmonisch ins bekannte Gesamtbild ein.

Rein in den Sarg!

Gute Idee auch die Särge, in denen man sich fotografieren lassen konnte. Irgendwie sind Klischees ja auch mal schön. Der Sensenmann im See wurde allerdings vermisst. Und auch das neue Festivaldesign („Ist das ein Buckliger?“, „Warum? Versteh ich nicht..“, „Sieht nach Steampunk aus, aber nicht nach gothic...“) braucht wohl noch eine Weile, bis es akzeptiert wird. Aber wenn Gruftis nichts zu meckern haben, läuft ja auch irgendwas falsch, also alles gut.

Heißgeliebt: Die Lesungen

Christian von Aster, M'era Luna Lesung 2019 / Foto: Dunkelklaus
Christian von Aster, M'era Luna Lesung 2019 / Foto: Dunkelklaus

Wunderbar war zweifellos die Lesung am Freitagabend, die nicht nur bei den Gruftboten seit Jahren den heißgeliebten Festivalauftakt markiert. Während Markus Heitz (manche nennen ihn Markus, den Unermüdlichen, schließlich hat er schon wieder reichlich gearbeitet und soeben die zweite Staffel seiner vielschichtigen Abenteuer-Reihe „Doors“ vorgelegt) den Abend gewohnt schwungvoll und spannend, ja sogar lustig, eröffnete, gab der spitzfedrige und -züngige Szeneliebling Christian von Aster einmal mehr den tiefschwarzen Schlussleser. Die Erinnerungen an Gothman („ich kann dunkel“) und seinen Mitstreiter in Ausbildung, den Dimmer, werden uns schwarze Seelen wohl das kommende Jahr versüßen. Oder verfinstern.

Thor und Loki und die Pferde-Mädchen

Axel Hildebrand, M'era Luna Lesung 2019 / Foto: Dunkelklaus
Axel Hildebrand, M'era Luna Lesung 2019 / Foto: Dunkelklaus

Großes und richtig böses Glück versprühte in diesem Jahr auch der Mittelleser: Axel Hildebrand gab in seinen Gesprächen zwischen dem eher schlicht gestrickten Thor und dessen scharfsinnigem Bruder Loki tiefschürfende Erkenntnisse darüber, wie Asgards Götter uns Erdlinge wohl sehen mögen. Tja. Der Blick auf Teenie-Mädchen, die Pferde lieben, wird für alle Anwesenden nun nie mehr derselbe sein, auch Snickers schmecken seitdem irgendwie ... göttlicher. Auch gut: Dank Hildebrand wissen wir, dass Mitglieder einer anerkannten Minderheit sich sprachlich alles herausnehmen können. Juhu, nie waren Gruftis freier im Wort!

 

Danke allen drei Herren für diesen erhellenden und wirklich großartigen Abend. Axel Hildebrand wünschen wir, dass er nicht wie viele seiner Vorgänger auf dem bisher unentdeckten Friedhof der Zwischenleser gelandet ist.

Schön im Zelt

Gut fanden wir auch, dass es dieses Jahr ein spezielles Beauty-Zelt gab, das senkte die Nachpuder-Quote im Pressezelt ungemein. Auch meinen wir, dieses Jahr insgesamt weniger Schaulaufen gesehen zu haben - natürlich eine komplett subjektive Einschätzung nach Gruftboten-Art.

Headliner-Überraschungen

ASP, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
ASP, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Stattdessen lag der Fokus auf der Musik. Und da gab es viel zu entdecken und einiges zum Staunen. Zum Beispiel, dass Within Temptation, die niederländische Symphonic-Metal-Formation um die stimmgewaltige Frontfrau Sharon den Adel, dieses Jahr den ihnen angestammten Headliner-Platz räumen mussten. Stattdessen gaben ASP mit ihrem gleichnamigen, charismatischen Mastermind am Samstagabend auf der Mainstage alles, um den enthusiastischen Fans einen würdigen Abschluss zu bieten. Gut gemacht.

Tolle Stimme, tolle Show

Top übrigens auch, dass die direkt vor ASP auf der Mainstage platzierten Within Temptation sich nicht als schlechte Verlierer zeigten, im Gegenteil. Ihre Show war professionell. leidenschaftlich und geradezu überwältigend. Und das schreibt jemand, der im Alltag mit dieser Musik wenig bis nichts anfangen kann.

Kracher im Hangar

Die Krupps, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Dunkelklaus
Die Krupps, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Dunkelklaus

Richtig abgeliefert haben zeitgleich Die Krupps als Headliner im Hangar. Der Sound war draußen zwar fast besser als drinnen, aber das schmälerte das Vergnügen kaum. Anders bei Neuroticfish am Nachmittag, wo es erst weiter hinten richtig rund und voll und vor allem laut genug klang. Trotzdem war Neuroticfish ein Glanzpunkt für die tanzfreudige Elektrofraktion. 

Auch EBM-Liebhaber kamen mit Spetznaz auf ihre Kosten. Hier musste die Security ein besonderes Auge auf das Publikum haben, um die euphorisch pogende Menge in Schach zu halten. Mit dem Klassiker "Apathy" war dieses nämlich kaum noch möglich. Und Bands wie Agonoize, Funker Vogt, X-RX oder Suicide Commando sind sowieso eine sichere Bank für Krachverliebte.

 

Top Opener

Empathy Test, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
Empathy Test, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Ein Schmaus waren im Übrigen auch die britischen Opener Empathy Test, die zwar ihren Flug verpasst hatten, dennoch aber pünktlich und in Bestform am Samstag um 11.20 Uhr den Reigen im Hangar eröffneten. Schönster Synthpop, tolle Stimme, tolle Stimmung! So muss das sein. Metal-lastiger, aber ebenfalls bemerkenswert gut zeigte sich auch der Openener Null Positiv auf der Mainstage.

Junge Wilde, alte Helden

Terrolokaust, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
Terrolokaust, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Begeistert hat die Gruftboten aber vor allem Terrolokaust, eine spanische Truppe, die sich anschickt, irgendwann das Erbe von Combichrist anzutreten. Schon beim Autumn Moon 2018 haben uns die Jungs gefallen, nun haben sie am Samstagnachmittag im Hangar noch eine Schippe draufgelegt. Sehr gut.

Wie sie mal werden können, sofern sie ihren Schwung behalten, könnten die jungen Wilden aus Spanien beim Combichrist-Gig am Sonntag auf der Mainstage bewundern: Die Mannen um Andy la Plegua waren mal wieder der Kracher am Nachmittag. Von niemandem lassen wir uns lieber beschimpfen.

Lichtermeer und Tränen

VNV Nation, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
VNV Nation, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Und dann noch VNV Nation als Abschluss am Sonntagabend. Ronan Harris, Ire und Wahlhamburger, war in Bestform, das Set aus vielen alten und neuen Hits ein Traum, das Lichtermeer bei Nova nie funkelnder, ebenso die Tränen, die nicht nur bei den Gruftboten kullerten. Wie schafft Ronan das nur immer wieder, so viel Gefühl zu zeigen und zu erzeugen? Egal, wir lieben ihn dafür - und freuen uns auf die Festivalkonzerte 2020, die schon angekündigt sind.

Hier noch die (übrigens nicht abgesprochenen) Highlights der Gruftboten im Überblick:

Samstag:

Null Positiv, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
Null Positiv, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Dunkelklaus:

1. Terrolokaust

2. Null Positiv

3. Die Krupps

 

Batty Blue:

1. Terrolokaust

2. Sono

3. Deathstars

 

Darkiness:

1. Terrolokaust

2. Die Krupps

3. Neuroticfish

 

Gothamella:

1. Terrolokaust

2. Die Krupps

3. Sono

Sonntag

Combichrist, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
Combichrist, M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Dunkelklaus:

1. VNV Nation

2. Combichrist

3. De/Vision

 

Batty Blue:

1. Combichrist

2. VNV Nation

3. Fields of the Nephilim

 

Darkiness:

1. VNV Nation

2. Combichrist

3. Diary of dreams

 

Gothamella:

1. VNV Nation

2. Combichrist

3. Fields of the Nephilim

Was vergessen?

Feuershow auf dem M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue
Feuershow auf dem M'era Luna-Festival 2019 / Foto: Batty Blue

Haben wir was vergessen oder eine Band, die es verdient gehabt hätte, nicht genannt? Bestimmt! Zum Beispiel die Feuershow, die mal wieder ein Traum war. Oder die vielen schönen Gespräche. Oder das Lob für die Toiletten, die Security, die schönen Becher fürs Bier, das köstliche Essen auf dem Mittelaltermarkt. Und nicht zu vergessen die größten Stars des Festivals: das wunderschöne Publikum.

Na, das erwähnen wir dann alles nächstes Jahr. 😉

Wir freuen uns schon! Und vergesst nicht unsere Bildergalerie!

M'era Luna 2019 - Die Bildergalerie

Fotos von Dunkelklaus

Fotos von Batty Blue