Clan of Xymox, Torul, Nachtmahr und eine Neuentdeckung: Vier denkwürdige Konzerte in Hannover

Drei Abende, vier Band: Clan of Xymox, Nachtmahr, Cyto und Torul [v. l. im Uhrzeigersinn] live in der Subkultur Hannover / Fotos: Dunkelklaus
Drei Abende, vier Band: Clan of Xymox, Nachtmahr, Cyto und Torul [v. l. im Uhrzeigersinn] live in der Subkultur Hannover / Fotos: Dunkelklaus

Gleich an drei Abenden am Stück zog es die Gruftis aus Hannover und Umgebung Ende September in die Subkultur in Hannovers Nordstadt. Hintereinanderweg spielten dort vom 27. bis 29. September 2018 die niederländischen Wave-Legenden Clan of Xymox, die slowenischen Synth-Pop-Senkrechtstarter Torul (die als Vorband Cyto aus Berlin im Gepäck hatten) und das österreichische Industrial-Aufreger-Projekt Nachtmahr auf. Hier die Gruftboten-Nachlese des Konzert-Triples im Schnelldurchlauf - mit vielen Bildern, versteht sich.

Hinweis: Ungeduldig? Keine Zeit, alles zu lesen? Mit diesen Links könnt Ihr direkt zu den einzelnen Konzertberichten und den zugehörigen Bildergalerien springen:

Donnerstag: Clan of Xymox - Ein Fest für Wave- und Oldschool-Fans

Clan of Xymox in Hannover, 27. September 2018 / Foto: Dunkelklaus
Clan of Xymox in Hannover, 27. September 2018 / Foto: Dunkelklaus

Erstaunlich, dass zu diesem erlesenen Konzertabend nicht mehr Oldschool-Gruftis in die Subkultur kamen, denn so häufig bekommt man die zu Recht als Legende gehandelte Band um den niederländischen Sänger und Frontmann Ronny Moorings live nicht in Hannover zu sehen und zu hören. Wer aber an diesem Donnerstagabend da war, bekam die volle Wave- und Gothic-Rock-Packung, natürlich inklusive des wunderschönen Klassikers „Louise“.

Lieblingslieder des Abends: „Stranger“, „Loneliness“ und ganz besonders „Your Kiss“.

Fazit: Wunderbares Konzert mit dem nötigen Schuss Melancholie, zugleich Herz- und Seelenschmeichler, dazu auch noch tanzbar. Jederzeit und gerne wieder.

Freitag: Torul und Cyto - Top-Anwärter für die großen Elektro-Bühnen

Cyto in Hannover, 28. September 2018 / Foto: Dunkelklaus
Cyto in Hannover, 28. September 2018 / Foto: Dunkelklaus

Ach, wo soll man anfangen mit all dem Lob? Bei Cyto, der Support-Band dieses Abends, deren Sänger Arc Morten optisch an Quentin Tarantino erinnert, zum Glück aber viel, viel besser singen kann? Oder bei Christoph Schauer, der sich als Filmkomponist längst einen Namen gemacht hat und hier an den Keyboards zeigt, dass er auch in der ersten Reihe und live top Arbeit abliefert? Oder bei ihrem Hit „Right Now“, den man einfach nie mehr aus dem Kopf bekommt? Kurz: Cyto waren toll, nichts, aber auch gar nichts zu meckern. Außer, dass der Gig zu kurz war.

Torul in Hannover, 28. September 2018 / Foto: Dunkelklaus
Torul in Hannover, 28. September 2018 / Foto: Dunkelklaus

Und dann auch noch Torul! Ein Teil der Gruftboten fand das Trio aus Ljubljana, Slowenien, schon immer super (oder zumindest seit ihrem Auftritt beim E-tropolis 2015), der Rest hat sich dieser Einschätzung spätestens seit dem grandiosen Gig beim diesjährigen M‘era Luna angeschlossen. Und was soll man sagen? Auch in der familiären Atmosphäre der kleinen Subkultur funktioniert die kunstvolle Mischung aus feinem, übereinandergeschichteten Elektro-Gitarren-Sound, garniert mit der Ausnahme-Stimme des Sängers Maj Valerij, ganz wunderbar. Auch wenn die große Videowand, die im Festival-Hangar die ebenfalls bemerkenswert guten Videos der Band zeigte, bei diesem Auftritt natürlich keinen Platz gefunden hat. Macht nichts, so konnte der treibende, teils verspielte, feine Synth-Pop ganz ohne Ablenkung seine volle Kraft entfalten. Dem Publikum jedenfalls gefiel es offensichtlich, die Stimmung war gut, die Tanzdichte hoch.

 

Beste Songs: „Lonely Night“, „Saviour Of Love“ und natürlich den Wochenstart-Tanzkracher „Monday“. Und „The Fall“, das beim M‘era Luna leider fehlte.

Fazit: Super Elektro-Abend! Wir haben sechs (!) CDs gekauft und hoffen, beide Bands noch oft live zu erleben. Top-Anwärter auf die ganz großen Elektro-Bühnen!

Samstag: Nachtmahr - Heißer Abend in Uniform

Nachtmahr in Hannover, 29. September 2018 / Foto: Dunkelklaus
Nachtmahr in Hannover, 29. September 2018 / Foto: Dunkelklaus

Das Gegenprogramm gab es am Tag drauf: Ein ganz anderes Publikum feierte am Samstag in der rappelvollen Subkultur die Industrialformation Nachtmahr um Frontmann Thomas Rainer. Der hatte zum Anheizen DKAG und Synthattack, Gregor Beyerle an den Synthesizern, zwei uniformierte Mädels mit Trommeln, Fahnen und späteren Psycho-Doktor-Spielen sowie 18 Lieder inklusive aller Hits und dem neuen Stück „Helden“ mitgebracht. Die Fans erlebten einen sauheißen, familiären Tanz-Abend mit einem gut aufgelegten Commander Rainer. Wer bei Aggrotech eigentlich gewohnt ist, in Agonoize-Manier angepflaumt zu werden, dürfte aufgrund des außerordentlich netten österreichischen Frontmanns enttäuscht gewesen sein. Die durchgeschwitzten Anhänger konnten nach dem Abschlusssong „Katharsis“ erlöst und zufrieden zum Auskühlen nach draußen. 

 

Bester Song: „Kriegserklärung“, das live deutlich kraftvoller rüberkommt als auf Platte.  

 

Fazit: Ein heißer und runder Abend für alle, die das volle Nachtmahr-Paket wollten. Wer mit der Musik wenig anfangen kann, war trotz eines top abgemischten Sounds vor dem Club besser aufgehoben.