The Beauty Of Gemina im Interview: Michael Sele über die Dramaturgie der Stille

Michael Sele (The Beauty of Gemina in Berlin), 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue
Michael Sele (The Beauty of Gemina in Berlin), 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue

Liebe Gruftboten-Freunde, wir wissen, Ihr mögt Interviews besonders gern. Hier kommt für Euch Michael Sele, Sänger und Chef von The Beauty Of Gemina, im ausführlichen Gruftboten-Interview. Viel Spaß beim Lesen! 

 

Ihre Konzerte sind berührend, voller intimer Momente und wahrlich etwas Besonderes, was auch für den Chef der Band gilt: Michael Sele, Mastermind, Sänger, Multiinstrumentalist und charismatischer Frontmann von The Beauty Of Gemina, spricht im Gruftboten-Interview über die Verschmelzung von Rock und Akustik, über missverstandene Liedtexte und darüber, warum er sich freut, dass die aktuelle Single "Ghost" vom neuen Album "Flying Whith The Owl" auch im normalen Radio rauf und runter läuft. Los geht's: 

The Beauty of Gemina, WGT 2018 / Foto: Dunkelklaus
The Beauty of Gemina, WGT 2018 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Hallo Michael, schön, dass Du Zeit hast für ein Interview mit dem Gruftboten. Wir treffen uns heute in Berlin vor Eurem zweitletzten Konzert der "Flying With The Owl"-Tour. Es ist ausgesprochen ungewöhnlich, dass Ihr die Tour macht, bevor das zugehörige Album offiziell veröffentlicht wird. Wie kam es dazu?


Michael: Diese eine Geschichte hat eigentlich viele Geschichten. Im vergangenen Herbst waren wir mit "Silent Land" auf Akustik-TourDas hat unfassbar viel Spaß gemacht und grossartig funktioniert. Kaum zu Hause, habe ich unseren Tourneeveranstalter Extratours angerufen und gesagt: Komm, Andreas, ich möchte genau da weitermachen.
Der Plan war eigentlich, ein normales Rock-Album zu machen. Ich habe aber gesagt, ich merke, Silent Land ist der Anfang meiner unmittelbaren Zukunft, und ich wollte wieder eine Tour in diesem Rahmen machenEine neue Tour wurde gebucht, obwohl noch kein Song fertig oder ein konkretes Album geplant war, aber wir hatten bereits die Tourdaten festgelegt

Gruftbote: Und dann? 

Michael: Vor allem fehlte der Name für die Tour. Ich wusste, musikalisch wollte ich reduzierter arbeiten, und dann bin ich drauf gekommen: Flying With The Owl. Dann war die Situation so: Wir hatten also eine Tour gebucht, wir gingen schon in den Vorverkauf... Ok. Jetzt musste ich Musik dazu machen. 

Gruftbote: Mal eben...

Michael: Mal eben, ja. (lacht). Tatsächlich habe ich mir dafür aber sehr viel Zeit genommen, ich habe auch vieles anders und neu gemacht dieses Mal. Am Schluss ist mir dann aber doch die Zeit davongelaufen, und das Album ist nicht rechtzeitig für den Handel fertig geworden.

 

Gruftbote: Die Fans konnten das Album aber schon vor der Tour hören. 

 

Michael: Ja, das haben wir mit Internet-Links gemacht. So etwas ist für die Plattenfirma natürlich ein rotes Tuch, das darf man ja gar nicht. Was ist denn mit den Charts und überhaupt? Ich habe gesagt, das ist mir jetzt mal alles Wurst, wir machen das so. Es gibt für die Leute, die ein Ticket für die Tour haben, diese Möglichkeit. Ich fand das auch eine schöne Geste für die Fans, und es ist auch gut angekommen. Live hatten wir das Album natürlich dabei, im offiziellen Rahmen sollte es aber erst kurz nach der Tour erscheinen. 

 

Gruftbote: Eigentlich macht man das ja anders...

 

Michael: Ja. Das ist normalerweise undenkbar, es gibt Zeitpläne dafür. Da muss die Single acht Wochen vorher raus sein, das Album vier Wochen und so weiter... Nun. Die Eule fliegt... (lacht)

Ariel Rossi (The Beauty of Gemina) in Berlin, 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue
Ariel Rossi (The Beauty of Gemina) in Berlin, 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue

Gruftbote: Auf jeden Fall ist das Album sehr ruhig. Ist das eine Nachwirkung der Akustik-Tour? 

 

Michael: Ich hatte schon lange den Plan, die Rock-Tour und die Akustik-Tour irgendwann zu verschmelzen. Ich wollte organischer werden. Ich wollte weniger Computer, mehr Handarbeit, noch mehr handgespielte Musik. Das ist einfach die Essenz. Ich komme da auch her. Ich bin Musiker, ich will spielen. Wir alle wollen das.

 

Gruftbote: Das ist ein neuer Ansatz, oder?

 

Michael: Ja. Natürlich spielen wir die Klassiker, die alten Songs, die Hits. Die Leute wollen sie gerne so original wie möglich hören. In der Vergangenheit bin ich ins Studio gegangen und habe gedacht: Ok, Du komponierst jetzt für eine Rockband. Dieses Mal habe ich monatelang nur Songs mit Gitarre und Stimme oder mit Klavier und Stimme aufgenommen. Ganz einfach, mit dem Smartphone auf dem Tisch, und dann aufgenommen, fertig. Dazu habe ich Texte geschrieben. Am Schluss hatte ich unzählige Skizzen, habe mich dann für elf Songs entschieden. Damit bin ich ins Studio gegangen und habe geschaut: Was braucht jeder einzelne Songs jetzt noch an zusätzlichen Instrumenten? Braucht er überhaupt noch irgendetwas? Natürlich hätte man alles noch um einiges aufbauen können, noch mal fünf Gitarren dazu aufnehmen und doch noch einen Computer einsetzen... Aber ich habe gemerkt: Nein, ich will die Songs in der reduzierten Form. 

 

Gruftbote: Aber ein Akustik-Album ist es nicht geworden.

 

Michael: Nein, es hat auch elektrische Gitarren, es hat auch mal Loops oder kleine Samples, das werdet Ihr auch gleich noch live sehen und hören. Für mich war das auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ich habe mir gesagt: Ich mache das jetzt ganz allein und hole mir die Farben, die ich dann noch brauche, dazu.

 

Gruftbote: Aber seid Ihr nicht eigentlich eine Band?

 

Michael: Es gab bei The Beauty of Gemina immer viele verschiedene Musiker. Ich habe immer eine Studio-Band und eine Live-Band gehabt. Mittlerweile waren es vier Bassisten, vier Gitarristen, drei Cellisten, mehrere Violinen-Spieler... Immer wieder neue Gesichter. Im letzten Jahr gab es dann wieder so eine Veränderung, wo es nicht mehr so richtig passte. Letztlich ist aber klar: Ich bleibe. Und ich könnte die Songs auch solo spielen. Zum Beispiel habe ich in der Schweiz jetzt verschiedene Radio-Sachen gemacht, da geh ich dann auch mal alleine oder nur mit meinem Live-Gitarristen Ariel hin.

The Beauty of Gemina, WGT 2018 / Foto: Dunkelklaus
The Beauty of Gemina, WGT 2018 / Foto: Dunkelklaus

Gruftbote: Aber ein bisschen gegen Euren eigenen Trend ist das ja schon. Hast Du nicht Angst, dass Fans sauer sind? Dass sie fragen: Hey, wo ist denn der Rock bei The Beauty of Gemina geblieben? 

 

Michael: Es ist ja nicht so, dass es ihn nicht mehr gibt. Wir haben im Sommer auf dem WGT, in Bolkow oder jetzt beim NCN typische Rock-Sets gespielt. Das kannst Du natürlich so machen, dass Du in Zukunft auf Festivals immer nur Deine zwölf Hits spielst, das dauert dann eine Stunde - und fertig. Das kannst Du noch zehn Jahre oder länger machen.

 

Gruftbote: Oder 25 Jahre, siehe The Sisters of Mercy.

 

Michael: Ja, aber das kann es doch nicht sein, oder? Die neuen Songs jetzt brauchen vielleicht noch ein bisschen Zeit. Aber die Band liebt sie, gerade auch live, und es kommt unfassbar gut an. 

 

Gruftbote: Auf den Konzertkarten steht "teilbestuhlt". Ist es seltsam, wenn die Leute sitzen? 

 

Michael: Es sitzen ja nicht alle, an der Seite und hinter den Sitzbänken kann man stehen. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir selbst sitzen. Wenn das Publikum ebenfalls vollständig stehen würde, könnte man uns nicht gut sehen. Das ist also ein Kompromiss.

Wir haben damit jetzt alles gehabt: Konzerte, wo alle stehen. Konzerte, wo es nur Stühle gab. Und jetzt diese Tour, wo es beides gibt. Mir persönlich gefällt die Mischung am besten. Die einen stehen, einige tanzen und dann gibt es die, die sitzen, passt besonders gut für die ruhigen Momente. Das Feedback, das ich bekomme, bestätigt mich. Erst gestern Abend hat jemand zu mir gesagt, dass unser Konzert an dem Abend eins seiner Top-Ten-Konzerte überhaupt war. Mit Stille kannst Du also auch eine schöne Dramaturgie erzeugen. 

 

Gruftbote: Das hebt Euch ab von Elektro-Bands, die mit einem Sänger und einem Mann am Keyboard oder Computer auskommen.

 

Michael: Das sehe ich auch so. Es ist toll, dass es solche Bands gibt. Aber für mich ist das ganz weit weg. Ich komme noch aus einer Generation, wo wir mit Gitarren am See gesessen sind und gespielt haben. 

 

Gruftbote: Wie bist Du zur Gitarre gekommen?

 

Michael: Schon als Kind. Ich war immer schon ein begeisterter Klassik-Spieler und auch -Fan. Das mach ich heute noch, ich spiele Bach-Suiten und höre viel Klassik. Ich höre aber auch Jazz, und natürlich auch Szene-Bands. Und in der Schweiz bin ich Mitorganisator eines Festivals: "Eine Nacht im Bergwerk".

The Beauty of Gemina in Berlin, 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue
The Beauty of Gemina in Berlin, 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue

Gruftbote: Seht Ihr Euch als Szene-Band? 

 

Michael: Wir waren nie eine reine Szene-Band, wir spielen ja auch bei anderen Festivals. Wir haben oft Musiker dabei, die in ganz unterschiedlichen Stilen beheimatet sind, die teilweise aus der Klassik oder aus ganz anderen Richtungen kommen. Ich finde das schön, dass es so unterschiedlich ist.

 

Gruftbote: Ihr kommt aus der Schweiz. Unterscheidet sich das Schweizer Publikum von dem in Deutschland? 

 

Michael: Der Szene-Anteil im Publikum in Deutschland ist viel größer. Aber es wird sich zeigen, ob das mit dem neuen Album so bleibt. Ein Berliner Radio hat unsere aktuelle Single "Ghosts" zum Beispiel jetzt ziemlich intensiv gespielt. 

 

Gruftbote: Auch andere Sender, etwa radioeins vom RBB...

 

Michael: Das stimmt. Am Bergwerk Festival hat mir Veljanov von Deine Lakaien gesagt: Du, ich hör Dich dauernd im Radio... 

 

Gruftbote: Die Lakaien hört man da ja nicht so oft... 

 

Michael: Es war sehr wertschätzend, wie er das gesagt hat. Das hat mich gefreut. Als ich angefangen habe, war das alles sehr schwierig. Man kommt aus der Schweiz, nach Deutschland, wo die Szene groß ist, wo all die etablierten Bands sind... Mittlerweile hat sich viel geändert, Szene-Musiker interessieren sich für uns, kommen zu Konzerten. Musiker sehen natürlich auch bei uns das Handwerk. Darum geht es letztlich ja auch. The Cure war für mich immer ein sehr gutes Beispiel, das sind alles Musiker mit grossartigem Handwerk und ja, es sind richtige, echte Musiker.

Eva Wey (The Beauty of Gemina) in Berlin, 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue
Eva Wey (The Beauty of Gemina) in Berlin, 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue

Gruftbote: In einem Schweizer Blog haben wir über Eure neue Platte gelesen: The Beauty of Gemina sind endlich wieder unberechenbar.

 

Michael: Ja, das habe ich auch gelesen. Das finde ich spannend. Es suggeriert natürlich, dass man vorher quasi berechenbar gewesen wäre. Diese Meinung teile ich aber nicht. Ich denke, wir haben unseren Fans immer wieder einiges zugemutet. Da kam zum Beispiel unser Song "Dark Rain" mit den Country-Einflüssen und alle sagten: Das kannst Du nicht machen. Wir haben es dann damals beim Amphi Festival ausprobiert, weil wir uns gesagt haben, wo, wenn nicht hier? Und alle waren begeistert. Das neue Album hat auch wieder besondere Stücke, etwa "Suicide Day", mit einer fast apokalyptischen Stimmung. Das Album wird insgesamt als ziemlich düster eingestuft.

 

Gruftbote: Ist es ja auch. Macht die Schweiz so traurig?

 

Michael: Nein, und ich finde es auch gar nicht so düster. Es hat im Gegenteil einen gewissen Spirit. "River" zum Beispiel entwickelt live so einen speziellen Sog. Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass hinterher alle deprimiert sind.

 

Gruftbote: Das Album ist sehr akustisch, aber irgendwie auch sehr tief. Was erstaunlich ist, weil doch vergleichbar wenige Instrumente verwendet wurden. Aber Du selbst findest nicht, dass es besonders düster ist? 

 

Michael: Irgendwie nicht. Die Texte über die Liebe in all ihren Facetten sind sicherlich nicht so, dass sie von einem ganz jungen Menschen hätten geschrieben werden können, aber auch nicht von einem, der am Ende des Lebens steht. Eher von jemandem mit der nötigen Lebenserfahrung, welcher aber noch sehr viel Zukunft, Lebensvision und Zuversicht in sich hat. Insgesamt finde ich es sehr versöhnlich, auch "Suicide Day".

 

Gruftbote: Speziell dieser Song wird aber eher kein Radio-Hit werden.

 

Michael: Nein, wohl nicht. 

 

Gruftbote: Eher werden viele sagen: Ach, jetzt kommt der wieder mit seinen Selbstmord-Liedern...

 

Michael: Das ist mir bewusst. Bei "Suicide Landscape" damals war es auch so. Dabei ging es eigentlich um das Gegenteil. Es ging darum, dass diese Lebensängste zu jedem kommen können, aber Du "Nein" sagst zu ihnen. "Nein, ich bleibe hier." Das muss man auch vor dem Hintergrund der hohen Selbstmordrate in der Schweiz betrachten. Das Lied war eine Message für das Leben. Es gab aber immer wieder Journalisten, die das missinterpretiert haben, die gesagt haben: Du bist doch der, der immer über Selbstmord singt. Das stimmt nicht. Ich habe 70 Songs geschrieben, und ein einziger hatte dieses Thema, und der handelte sogar vom Leben, davon, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Bei "Suicide Day" jetzt ist es anders, da geht es konkreter um das Gefühl. Es ist vielleicht Dein letzter Tag und Du hast ihn selbst gewählt. Aber es ist ein schöner Tag. 

 

Gruftbote: Ist das nervig, dass Du das immer und immer wieder erklären musst?

 

Michael: Ja, das ist es. Es nervt mich ein bisschen, weil dadurch vor allem in gewissen Mainstream-Formaten die sogenannte Szene leider immer wieder negativ besetzt wird. Dabei ist doch die Musik, die Szene, im Gegenteil sehr dynamisch und gar nicht so verstaubt. Auch wenn manche Bands ein solches Image vielleicht nähren.

Andi Zuber (The Beauty of Gemina in Berlin), 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue
Andi Zuber (The Beauty of Gemina in Berlin), 5. Oktober 2018 / Foto: Batty Blue

Gruftbote: Wenn dieses Interview erscheint, ist die Tour ja gerade zu Ende. Was planst Du für die Zeit danach? 

 

Michael: Erstmal will ich den neuen Songs Zeit geben. Sie können vielleicht mit den alten allmählich zusammenwachsen zu einer neuen, frischen Einheit. Ich habe auch noch ein paar weitere Songs, da muss ich mal schauen, was daraus wird. Und jetzt kommen auch bereits erste Festival-Buchungen herein. Wir sind ja zum Beispiel wieder auf dem Amphi.

 

Gruftbote: Ob auf Festivals das neue Album so funktioniert?

 

Michael: Gewisse Stücke sind vielleicht schwierig. Aber ein Teil der Songs funktioniert sicher wunderbar. "River" zum Beispiel, das kann man auch ganz groß spielen. Oder "Shades Of Summer", das stell ich mir sehr, sehr schön vor. Und man kann es auch auf Festivals intimer machen, sodass die ruhigen Songs funktionieren. 

 

Gruftbote: Wie kommt es, dass die neue Platte so ganz allein Dein Werk ist? Gab es einen Schlüsselmoment für Dich? 

 

Michael: Es ist insofern nicht so anders, da ich auch in der Vergangenheit alle Songs im Alleingang komponiert und viele der Instrumente im Studio selbst eingespielt habe. Mac Vinzens am Schlagzeug war immer mit dabei. Er ist mein jahrelanger Weggefährte und hat mich auf allen Wegen unterstützt. Er ist musikalisch sehr offen, und das inspiriert mich natürlich auch. Auf der letzten Südamerika-Tour konnte er aber nicht dabei sein. Die Fans haben ihn natürlich vermisst, aber die Songs haben trotzdem die Herzen der Fans berührt, und jedes Konzert war ein voller Erfolg. Es zeigt, dass die Musik, die Songs, das Wichtigste sind.

 

Gruftbote: Macht es Deinen Bandkollegen Sorge, dass sie vielleicht irgendwann einmal nicht mehr gebraucht werden könnten?

 

Michael: Nein, das glaube ich nicht. Ich merke, mit so etablierten Musikern geht es auch nicht mehr um das Ego. Die müssen sich nicht mehr beweisen. Aber man merkt auch bei den Konzerten, dass wir alle ein Ziel haben: dass die Songs die Leute berühren. Da ist unser aller Herzblut drin, und das spüren die Menschen auch. 

 

Gruftbote: Die schwarze Szene ist immer schnell mit ihrer Kritik, wenn sie eine gewisse Neigung zur Kommerzialisierung ahnt. Hast Du Angst, aus der Szene Vorwürfe zu bekommen, wenn Du jetzt immer erfolgreicher wirst? Immerhin läuft "Ghosts" im normalen Radio rauf und runter.

 

Michael: Da mache ich mir keine Sorgen, da meine Songs immer noch mehr als genug Ecken und Kanten haben. Das Musikbusiness ist ein knallhartes Haifischbecken und die Konkurrenz ist groß. Zurzeit sind zum Beispiel vielleicht hundert Bands auf Tour. Den Druck spürt man schon. Erfolg ist sicher nicht das Wichtigste, eher, authentisch zu bleiben. "Ghosts" zum Beispiel ist ein 3-Minuten-16-Sekunden-Stück mit einem Text, der alles andere als leicht und locker daherkommt. Und trotzdem läuft er im Radio, im Tagesprogramm. Warum sollte ich mich darüber nicht freuen? Ich stehe zu hundert Prozent hinter meinen Songs, hinter der Musik und hinter den Texten. Natürlich finde ich es toll, wenn andere das mögen. 

 

Gruftbote: Vielen Dank, Michael, für das Gespräch. Viel Spaß gleich beim Konzert.

 

Michael: Dankeschön. Euch auch.