Out of Line Weekender 2018 in Berlin: Willkommen bei den Andy LaPlegua-Festspielen

Andy LaPlegua (Icon Of Coil), Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Andy LaPlegua (Icon Of Coil), Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Am ersten Mai-Wochenende stieg zum siebten Mal das kleine, feine und musikalisch stets etwas härtere Label-Festival Out of Line Weekender im Astra Kulturhaus in Berlin, und trotz des facettenreichen Lineups mit insgesamt 22 Bands werden diese drei Tage wohl als die Andy LaPlegua-Festspiele in die Geschichte eingehen. Denn der charismatische Sänger, Multi-Musiker und Schwiegermutterschreck rockte das Festival praktisch im Alleingang. 
Icon Of Coil, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Icon Of Coil, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Nicht nur die Combichrist-T-Shirt-Dichte bewies schon am ersten Festivaltag (Donnerstag, 3. Mai 2018), dass sich die Zuschauer offenbar sehr auf Andys Hauptband am Samstag freuten, auch der Gig von Andys sanfterem Elektro-Projekt Icon Of Coil am Auftakt-Abend des Weekenders kam bestens beim Publikum an.
Steve Naghavi (And One) am Keyboard beim Auftritt von Panzer AG, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Steve Naghavi (And One) am Keyboard beim Auftritt von Panzer AG, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Und auch am zweiten Festivaltag (Freitag, 4. Mai 2018) war es wieder der böse Bube Andy, der auffiel - in diesem Fall erneut positiv, denn auch sein wilderes EBM-Projekt Panzer AG blies das Publikum ordentlich von den Beinen. Hier erfreute besonders, dass And One-Mastermind und Frontmann Steve Naghavi sich ausnahmsweise mit einem Platz in der zweiten Reihe zufrieden gab: Er unterstützte den norwegischen Sänger Andy LaPlegua am Keyboard. Zwei Top-Stars der Schwarzen Szene auf einer Bühne - wir würden sagen: Das war spitze! 
Combichrist, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Combichrist, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Und so kam es, wie es kommen musste: Der Combichrist-Gig am Samstagabend war nicht nur ein würdiger, sondern vor allem auch der einzige passende Abschluss dieses krachigen, runden und schönen Festivals. 

Hier der Weekender in der Gruftboten-Kurzbewertung:

Infected Rain, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Infected Rain, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Beste Band: Combichrist. Mit Abstand. Kein Konzert dieses Festivals war mitreißender.

 

Bester Song: Die Icon of Coil-Future-Pop-Hymne "Dead Enough For Life". Die Gruftboten hatten das Lied drei Tage als Dauer-Ohrwurm. 

 

Schönster Moment: Als sich Andy LaPlegua am Samstagabend während des Combichrist-Konzerts sichtlich gerührt bei den Fans für ihren dreitägigen Dauerjubel bedankte: "I have the time of my live, thank you!"

 

Schönste Augenweide: Elena Cataraga alias Lena Scissorhands, Sängerin der Nu-Metal-Formation Infected Rain aus Moldawien. Man muss den Sound der Band, der zeitweise schwer an die Guano Apes erinnerte, nicht unbedingt mögen. Aber hey, was für eine Frau! 

Agonoize, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Agonoize, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue

Größte Sauerei: Diesen Pokal geben die Kunstblut-Panscher Agonoize (Headliner am Donnerstag) wohl nicht mehr ab. Die anwesenden Fotografen erfreute im Übrigen besonders die reichlich anhängliche Folie im Fotograben, die sich gerne um die Stiefel wickelte. Ach, und eine Flex muss man natürlich auch immer dabeihaben. Und eine Metallplatte am Knie zum Abflexen. Öhm. Ja. Kann man so machen. Dem Publikum gefiel es offenbar, das Astra Kulturhaus jedenfalls war auch am Donnerstagabend schon gut gefüllt.

Suicide Commando, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Suicide Commando, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Beste Show: Suicide Commando (Headliner am Freitag). Schön, den lange von Krankheiten geplagten Frontmann Johan van Roy wieder munter über die Bühne flitzen zu sehen, samt Kniemanschette natürlich, aber in Top-Form. Und diese schwarze Ku-Klux-Klan-Maske am Anfang des Konzerts! Gruselig. 

 

Meiste Energie: Die hatte natürlich wie immer Erk Aircraig von Rabia Sorda. Nicht zu stoppen, der Mann, und so viel Spiel- und Springfreude steckt an.

Massive Ego, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Massive Ego, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Tollster Pop-Act: Massive Ego, die mit "Haters gonna hate" die Top-Zeile unseres Shitstorm-Zeitalters gedichtet haben. Auch Frontmann und Sänger Mark Massive war überzeugend und lieferte einen schönen Gig. Ob der Band, immerhin schon 1996 gegründet, nun der endgültige Durchbruch gelingt? Könnte sein, spekulieren die Gruftboten.

 

Tollste Neuentdeckung: GrooVenom aus Dresden. Machen richtig viel Druck und richtig viel Spaß.

 

Sehr erfreulich: Der Sound beim Weekender war viel besser als in den Jahren zuvor. Und es war auch nicht mehr so unerträglich mörderlaut, sondern tipptopp. Danke dafür.

 

Auch toll: Die Sitzbänke draußen, auf denen man (die wirklich leckeren) Pommes bei schönen Mai-Wetter entspannt futtern konnte. Auch die Vorverlegung des Festivalstarts auf den Donnerstag (vorher Freitag) fanden die Gruftboten gut, weil so der Sonntag als Rückreisetag frei blieb. 

Rabia Sorda, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Rabia Sorda, Out Of Line-Weekender 2018 / Foto: Batty Blue
Schönstes Detail: Die knalligen Schuh-Farben des Massive Ego-Sängers Mark Massive. Das Ex-Model verriet den Gruftboten auch, wie viele Schuhe er besitzt. Aber wir wollen keinen Neid schüren und bewahren dieses kleine Geheimnis des Briten natürlich. Wer würde auch wissen wollen, dass es wohl um die 30 Paar sind? 

 

Und zum Schluss noch das obligatorische Gemecker: Ein Moderator, der die Bands ansagt und dem Publikum kurz vorstellt, täte diesem Festival so richtig gut, insbesondere mit Blick auf die kleineren und unbekannteren Bands wäre das fein. Würde den Weekender auch insgesamt etwas persönlicher gestalten, was gut zu der familiären Atmosphäre passen würde.

 

Gemecker Nummer zwei: Es ist eine Unsitte, die Bands bei Konzerten nicht mehr richtig von vorn anzuleuchten, sondern fast nur von hinten. Das nervt! Erstens kriegen die Fotografen die Krise, und zweitens sieht das Publikum Scherenschnitte statt Musiker. Ärgerlich, unnötig und auch nicht gut für die Stimmung. Auch wenn Bands das vielleicht anders sehen mögen: Nicht das Publikum sollte im Rampenlicht stehen, sondern die auf der Bühne. 

 

Fazit: Tolles Ein-Bühnen-Festival zum entspannten Ohrendurchspülen, Mitsingen und Tanzen, das bekannte Top-Acts mit Nachwuchshoffnungen kombiniert. Empfehlenswert. Und gerne wieder.

Out Of Line-Weekender 2018 - Die Bildergalerien

Tag 1 (Donnerstag, 3. Mai 2018)

Tag 2 (Freitag 4. Mai 2018)

Tag 3 (Samstag 5. Mai 2018)