Der Out Of Line-Weekender 2017 in Berlin in der Gruftboten-Rückschau: Wo die Dämonen trommeln

Unzucht, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue
Unzucht, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue

Am vergangenen Wochenende ging zum sechsten Mal der Out Of Line-Weekender in Berlin über die Bühne. Bands wie Hocico, Delain, Dirk Ivens, Chrom, Unzucht, Ashbury Heights, Heimataerde und In Strict Confidence zogen Hunderte Anhänger der Schwarzen Szene ins Astra Kulturhaus.

 

 

 

 

Und, wie war es?

 

Hier kommt der Gruftboten Out Of Line-Weekender-Nachbericht. Viel Spaß!

Location

 

Schon seit 2012 findet der Out Of Line-Weekender in Berlin im Astra Kulturhaus statt. Das ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen und liegt nur knappe fünf Minuten fußläufig vom S-Bahnhof "Warschauer Straße" entfernt. Leider war ausgerechnet am Weekender-Wochenende der S-Bahnverkehr gestört. Die Züge zwischen Alexanderplatz und Warschauer Straße waren unterbrochen, sodass man auf Alternativ-Verbindungen ausweichen musste. Das machte das Hin und Her entsprechend umständlich.

 

Im Astra Kulturhaus gibt es nur eine Bühne, weshalb die Bands alle hintereinander weg spielen.

 

Diese Reduzierung hat tatsächlich einen großen Vorteil: So kann man entspannt wirklich jede Band des Festivals ansehen, denn zum einen entfällt das Hin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Spielorten, zum zweiten gibt es keine nervigen Überschneidungen, weil Bands parallel spielen.

Kicker im Astra Kulturhaus Berlin / Foto: Batty Blue
Kicker im Astra Kulturhaus Berlin / Foto: Batty Blue

Warum so irre laut?

 

Der Sound beim Weekender war leider auch dieses Jahr viel zu laut. Zudem schien der Tontechniker offenbar im Laufe eines jeden Festival-Tages auch noch immer tauber zu werden, denn mit jeder weiteren Band wurde der Ton noch einmal lauter gedreht. Am Ende war es selbst mit Ohrenstöpseln unerträglich. Was das soll, blieb wie schon vor drei Jahren völlig schleierhaft. Hier wäre weniger echt mehr gewesen. Bitte ändern!

 

 

Bar, Toiletten-Flatrate und was zum Sitzen

 

Im Vorraum der Konzerthalle befindet sich eine große Bar, hier fanden nach den Konzerten am Freitag und am Samstag auch die Aftershow-Partys statt. Ins Astra Kulturhaus passen je nach Veranstaltung zwischen 1200 und 2000 Personen.

 

Die sanitären Einrichtungen sind in ausreichender Zahl vorhanden, sodass man nicht ewig warten muss. Praktisch: Man kann pro Festivaltag eine Toiletten-Flatrate für zwei Euro kaufen, alternativ werden die üblichen 50 Cent pro Benutzung fällig.

 

Im Eingangsbereich und im Vorraum der Konzerthalle gibt es ein paar Sitzgelegenheiten, und wer mag, kann sich in der Umbaupause am Kicker vergnügen.

 

Die gesamte Location ist ebenerdig und zum großen Teil barrierefrei gestaltet. In der Konzerthalle ist für Rollstuhlfahrer auch ein eigener, höher gelegener Bereich geschaffen worden.

Speisekarte des Out Of Line-Weekenders2017 / Foto: Batty Blue
Speisekarte des Out Of Line-Weekenders2017 / Foto: Batty Blue

Essen und Trinken

 

Es gibt in einem separaten Pavillon Essensstände mit einer Auswahl an Fastfood.

 

Leider kann man die Essensstände nur über den Raucherbereich erreichen.

 

Die Preise der Getränke liegen auf üblichem Berliner Niveau: Ein Bier kostet je nach Sorte zwischen 3 Euro und 3,50 Euro (plus 1 Euro Becherpfand). Der Name Astra Kulturhaus kommt nicht von ungefähr: Die Hausmarke ist hier Astra.

 

 

Garderobe ja, Schlange nein

 

Die Nutzung der Garderobe kostet pro Jacke/Tasche 2 Euro. Klasse: Die Mitarbeiter an der Garderobe arbeiten strukturiert und schnell, sodass hier keine lange Schlange entsteht. Da ist dann auch der vergleichsweise hohe Preis in Ordnung.

 

 

Die Händlermeile ...

 

... besteht eigentlich nur aus einem Out Of Line-Stand in einer der Ecken der Konzerthalle sowie einem kleineren Merchandise-Verkauf in der Vorhalle von den Bands, die zwar beim Weekender spielen, aber nicht selbst bei dem Berliner Label Out Of Line unter Vertrag stehen.

Vorraum der Konzerthalle im Astra Kulturhaus Berlin / Foto: Batty Blue
Vorraum der Konzerthalle im Astra Kulturhaus Berlin / Foto: Batty Blue

After-Show-Parties im Doppelpack

 

Freitag und Samstag wurden gleich mehrere Musiker beziehungsweise DJs verpflichtet, die das Festivalpublikum nach den Konzerten zum Tanzen bringen sollten. Freitag waren dies DJ dRiLL (Terror Dance, Elite Electronics) und DJ Chris L. (Agonoize/The Sexorcist), und am Samstag stand neben DJ dRiLL auch DJ Sascha (Transition Party, Silver Wings) an den Reglern.

 

Durch die erschwerten An- und Abreisebedingungen der S-Bahn (siehe: Location) und weil sich der straffe Zeitplan am Ende doch nicht einhalten ließ und die Konzerte später endeten als gedacht, war es dieses Mal leider nicht möglich, noch auf den Parties zu verweilen. Deswegen entfällt an dieser Stelle natürlich auch die Gruftboten-Party-Bewertung.

Das Publikum

 

Das Line-Up war gut sortiert: Am Freitag und Samstag standen diverse Spielarten des Elektro-Genres auf dem Plan, am Sonntag Metal, Dark Rock und NDH. Entsprechend sortiert war auch das Publikum: Am Sonntag, dem Metal-Tag, war ein gänzlich anderes Festivalvolk vor Ort als an den beiden Tagen zuvor, die eher elektronisch geprägt waren.

 

Kleidungstechnisch machte das keinen Unterschied, es waren an allen Tagen eher praktische, bequeme Outfits angesagt. Mit Bandshirt und Hose oder Rock war man vollkommend passend angezogen.

Hocico, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue
Hocico, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue

Das Line-Up

 

Die einzelnen Festivaltage waren in sich harmonisch, soll heißen: Die Bands passten prima zueinander. Ingesamt standen an den drei Tagen 21 Bands auf der Bühne, und der Großteil kam beim Festivalvolk sehr gut an.

 

Highlight war der zweite Festivaltag, hier waren auch wohl am meisten Besucher vor Ort. Das lag sicher nicht nur daran, dass es ein Samstag war, sondern auch am Headliner Hocico. Das mexikanische Duo brachte mit seiner Aggrotech-Musik das Festivalvolk gleich mit dem ersten Song zum Tanzen. Frontmann Erk Aicrag stand keinen Augenblick still und hüpfte wie ein Flummiball über die Bühne. Hocico wissen, wie man die Energie ihrer Songs auch live rüber bringt. Ein sehr toller Gig, auch für nicht-eingefleischte Hocico-Fans.

 

Schade war, dass die deutsche Elektro-Band In Strict Confidence zu Beginn ihres Auftritts mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, die aber glücklicherweise nach einigen Minuten behoben werden konnten.

Nun ehren wir die Highlights Out Of Line-Weekenders. Wie üblich haben wir das wieder vollkommen subjektiv und unfair (sprich: nach Gruftboten-Art) entschieden. ;)

Ashbury Hights, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue
Ashbury Hights, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue

Beste Band: Ashbury Hights. Die Synthie-Pop-Band aus Schweden legte am Samstag einen so hinreißenden Auftritt hin, dass man einfach tanzen musste.

 

Bester Song: "Visions" von Chrom. Diesen Song hätte die Elektro-Band aus Düren (in Nordrhein-Westfalen) gerne auch zweimal spielen können.

 

Bestes Bühnenoutfit: Heimataerde. Einfach toll, im kompletten Ritteroutfit, samt Kettenrüstung und Schwertern aufzutreten. Wer bei dem Anblick aber glaubt, die Band sei ein typischer Vertreter von Mittelalter-Rock, liegt falsch: Heimataerde machen Elektro und EBM, nutzen aber dafür neben der E-Gitarre auch mittelalterliche Instrumente.

 

Beste Show: Hocico. Schon der Einzug der mexikanischen Elektro-Berserker mit den Dämonen-Drummern war super. Und erst die Bühnendeko. Totenköpfe und Knochenhände zierten die Bühne. Dazu noch das halbseitig zum Totenschädel geschminkte Gesicht des Frontmanns Erk Aicrag. Volle Punktzahl in der B-Note!

 

Schönstes Lächeln: Daniel "Der Schulz" Schulz, Frontmann der Dark-Rock-Combo Unzucht aus Niedersachsen.

Hämatom, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue
Hämatom, Out Of Line-Weekender 2017 / Foto: Batty Blue

Unser Fazit

 

Der Out Of Line-Weekender ist ein schönes, entspanntes und kleines Festival mit ausgesuchten Szene-Bands. Hier hat man die Möglichkeit, Bands, die eigentlich vor einem viel größeren Publikum spielen, in einem kleineren Rahmen zu genießen.

 

 

Ohne Geduld läuft nichts

 

Die Organisation des Change-Overs auf der Bühne hat leider meist länger gedauert als in der Running Order angegeben. Hier sollte man vielleicht etwas luftiger planen. Oder Geduld mitbringen.

 

 

Laut ist nicht gleich gut

 

Ein großer Makel ist allerdings immer noch der viel zu laute Sound. Einige Bands konnte man nur im Vorraum der Konzerthalle so richtig genießen, da es in der Halle selbst mit Gehörschutz viel zu laut war. Das schmälerte - völlig überflüssigerweise - echt das Konzert-Vergnügen.

 

 

Das Fazit (jetzt aber wirklich!)

 

Der Out of Line-Weekender ist ein lohnenswertes, kleines und stimmig zusammengestelltes Indoor-Festival in netter Location und mit nettem Publikum. Wenn beim nächsten Mal der Sound noch in erträglicher Lautstärke bleibt, wird es bestimmt noch ein Stück schöner.

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