E-tropolis 2017 in Oberhausen: Covenant, Solar Fake, Front 242 und reichlich Schwarzvolk rocken die Turbinenhalle

Covenant, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Covenant, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Am vergangenen Wochenende ging das E-tropolis-Festival in seine siebte Runde. Elektro-Bands wie Solar Fake, Faderhead, Covenant, Agonoize und die EBM-Urgesteine Front 242 haben das Schwarzvolk gleich scharenweise in die Oberhausener Turbinenhalle gerufen.

 

 

Und, wie war es?

 

Hier kommt er, der Gruftboten E-tropolis-Nachbericht mit großer Bildergalerie. Viel Spaß!

 

 

Location

 

Nachdem das E-tropolis-Festval die ersten Jahre in Berlin stattfand, ist es seit 2014 in der Oberhausener Turbinenhalle beheimatet. Die Atmosphäre in der Halle, wo bis in die 1980er-Jahre, entgegen der heutigen Bezeichnung, Gasmaschinen standen, passt wunderbar zum E-tropolis. Auf zwei Bühnen in nebeneinander liegenden Hallen spielen die Bands, außerdem gibt es noch eine weitere Halle mit kleiner Händlermeile und Ständen, an denen das Schwarzvolk seinen Hunger bekämpfen kann. In den Hallen gibt es jeweils Emporen und eine Art Galerie, die über breite Metalltreppen zu erreichen sind. Von dort hat man auch einen guten Blick auf die Bühnen.

 

Man kann zwischen den beiden Konzerthallen sowohl ebenerdig als auch über die Emporen hin- und herwechseln.

 

Auch befinden sich ausreichend (und hauptsächlich auch saubere) Toiletten in den Hallen sowie in der oberen Etage. Abgesehen von den Emporen ist die Turbinenhalle barrierefrei, denn es wurden Rampen verbaut. Vor der Mainstage ist zudem ein separater Bereich für die Rollstuhlfahrer eingerichtet.

 

Leider ist der Sound in der Turbinenhalle nicht so bombastisch, was man vor allem bei der 2nd Stage merkt. Im Vergleich zu 2015, wo es noch arg fiepte und fast alle Bands mit reichlich Rückkopplungen zu kämpfen hatten, ist der Sound aber schon sehr viel besser geworden, vor allem in der großen Halle.

 

 

Solar Fake, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Solar Fake, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Leibliches Wohl

 

Das Essensangebot ist recht übersichtlich und auf das typische Festivalessen, sprich Pommes, Pizza, Bockwurst und Schnitzelbrötchen beschränkt. Außerdem gibt es einen extra Stand mit vegetarischem und veganem Essen. Auf Höhe der Empore (der großen Halle) befindet sich zudem ein Café mit, wer hätte es gedacht, Kaffeespezialitäten und einer Auswahl an Muffins (lecker!) und Cookies (sahen lecker aus, wurden aber von den Gruftboten nicht probiert). Wer in den Umbaupausen kam, musste allerdings Geduld mitbringen, denn an sämtlichen Essensständen war die Wartezeit dann ziemlich lang. Aber wer schon mal auf dem WGT war, kennt sich ja mit Warteschlangen gut aus.

 

Richtig schade: Ausgerechnet die Pommes-Schlange wurde immer länger und länger, hier hätten wir uns eine zweite Pommes-Schmiede gewünscht.

 

Zum Durstlöschen gab es die üblichen alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränke. Ein Bier kostete drei Euro, es gab sogar Altbier.

 

 

Wertmarken, aber kein Becherpfand

 

Das Zahlungsmittel des Festivals sind Wertmarken, die direkt nach dem Einlass erstanden werden konnten, eine Wertmarke entspricht einem Euro. (Ausnahmen: das Pfand für Schließfächer, das Café und die Fashionstände wollen 'echtes' Geld). Das Markenkaufen macht das Ganze ein bisschen umständlich, ist aber immerhin eine schöne Übung fürs kleine Einmaleins.

 

Nicht so gut fanden wir, dass es immer noch kein Pfandsystem für die Becher gibt, zum einen aus ökologischen Gründen, zum anderen, weil trotz der fleißigen Crew der Turbinenhalle schon nach kurzer Zeit zahlreiche benutzte Becher in den Hallen und Wegen herumlagen. Ein Pfandsystem würde diese zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

 

 

Schließfächer, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Schließfächer, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Hinter Schloss und Riegel

 

In der Turbinenhalle gibt's keine Garderobe, dafür aber 3000 Schließfächer für die Besucher. Kostenpunkt: jeweils drei Wertmarken plus fünf Euro (in bar) als Kaution für den Schlüssel. Das Pfandgeld bekommt man bei Abgabe des Schlüssels zurück. Schirme und andere große Gegenstände kann man kostenpflichtig am Schließfächerstand abgeben. Sie sehen zwar klein aus, doch in die Fächer bekommt man überraschend viel rein, sodass man sich gut ein Fach teilen kann. Super Sache, vor allem, weil so Jacken, Shopping-Schnäppchen und Flyer nicht die ganze Zeit rumgeschleppt werden müssen.

 

 

Pre- und Aftershow-Party

 

Am Freitag konnte man sich für das Festival schon mal warmtanzen. Die DJs Patrick Codenys (Front 242), Daniel Myer (Architect / Haujobb / Covenant) und Dj MSTH (Nacht der Maschinen) legten eine dem Festival-Line-Up angemessene Mischung auf, von Synthpop bis EBM und wieder zurück. Sehr entspannt und eine wunderbare Einstimmung aufs Festival.

 

Leider waren die Gruftboten nach den vielen Konzerten nicht mehr in der Lage, die Aftershow-Party am Samstag auszutesten, weswegen wir dazu nichts sagen können.

 

Lustigster Moment der Pre-Party: Die Zwickmühle, in die ein Gruftbote geraten kann, der sich gerade mit Covenant-Sänger Eskil Simonsson unterhält, während der DJ plötzlich ausgerechnet einen Covenant-Song auflegt, zu dem man nun eigentlich tanzen gehen müsste...

 

 

Solitary Experiments, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Solitary Experiments, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Die Bühnen

 

Auf den zwei Bühnen haben etwas zeitversetzt insgesamt 15 Bands gespielt. Wer wollte, konnte von jeder Band ein paar Songs anhören und dann zur anderen Stage switchen. Allerdings liegen die Bühnen ein ganzes Stück voneinander entfernt, sodass durch das eng gepackte Line-Up flott ein paar Tausend Schritte zusammenkommen. Und je später der Abend, desto voller und somit langsamer konnte man hin und her wechseln. Über die Emporen ging das zwar viel schneller, doch sollte man die ganze Lauferei und das Treppensteigen nicht unterschätzen. Das richtige Schuhwerk ist an diesem Tag Gold wert. Muskelkater gibt's am nächsten Tag dann gratis.

 

 

Das Publikum

 

Hauptsächlich die erwartbaren Elektro- und EBM-Leute, insgesamt waren deutlich mehr Nieten- als Rüschengoten angereist. Die Bandshirt-Dichte von Front 242, Covenant und Agonoize war sehr hoch. Kleidungstechnisch bieten sich eher praktische, bequeme Outfits an. Bei den Herren sind Hose mit T-Shirt oder Hemd und bei den Damen Hose oder Rock plus Shirt, Top oder auch eine Bluse angesagt. Auf lange Röcke/Kleider und Korsetts sollte man besser verzichten, allein schon wegen der Treppen-Latscherei.

 

 

Hallenplan und Line-Up, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Batty Blue
Hallenplan und Line-Up, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Batty Blue

Das Line-Up

 

... war sauber ausgewählt und gut aufeinander abgestimmt, wobei das Line-Up für den Gruftboten-Geschmack durchaus noch ein, zwei sanftere Synthie-Bands vertragen hätte. Unterm Strich haben aber die meisten der 15 Bands aus den verschiedenen Elektro-Genres das Festivalvolk gerockt. Nur Cryo, hatte es eher schwer, das Publikum aufzuwecken und zum Tanzen zu bewegen. Dafür haben Front 242 "Happiness", wieder als Opener gespielt. Dankeschön.

 

 

Nun krönen wir die Highlights des Abends, natürlich haben wir das wieder vollkommen subjektiv und unfair entschieden. ;)

 

Beste Band: Solar Fake. Um es mit den Worten der Band And One zu sagen: "Hat was, Kann was, sieht aus!"

 

Bester Song: "We Stand Alone" von Covenant

 

Bestes Bühnenoutfit: Dennis Ostermann, Frontmann von In Strict Confidence (die Ringelsocken sind einfach toll!!)

 

Beste Frisur: Faderhead

 

Bestes Kunstblut: Agonoize

 

Größte Bühnensauerei: Agonoize (weswegen Covenant ein paar Minuten später anfangen mussten. Tse...)

 

 

Front 242, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus
Front 242, E-tropolis-Festival 2017 / Foto: Dunkelklaus

Fazit:

 

Das E-tropolis Festival ist genau richtig für Fans vor allem der härteren Elektro-Sparte und insgesamt ein mehr als würdiger, top-organisierter Auftakt in die Grufti-Festival-Saison.

 

Ein bisschen meckern müssen wir aber trotzdem: Für die perfekte Mischung hat uns mindestens eine weitere Synth-Pop-Band gefehlt. Und bei Covenant hat die eigenwillige Songauswahl echt Rätsel aufgegeben, wobei "We Stand Alone" dann alles wieder gut gemacht hat.

 

Unangenehm fanden wir allerdings einige Festival-Gäste mit zweifelhaften, völkisch-national anmutenden Shirts. Auch wenn es ein Songtext von Nachtmahr ist, aber muss man wirklich ein T-Shirt tragen, auf denen in Frakturschrift "Tradition, Ehre, Disziplin, Leistung" prangt? Leider gab es nicht nur einen Gast dieser Sorte. Muss das? Wir finden: brachial und martialisch: gern. Deutschtümelei und Nazi-Sprüche: nein, danke.

 

 

Fazit (jetzt aber echt):

 

Wenn beim E-tropolis 2018 die Pommes ohne ewige Warterei zu bekommen sind, mehr Synth-Pop zu hören ist und zugleich weniger Rechtsaußen zu sehen sind und außerdem noch Pfandbecher eingeführt werden, wären die Gruftboten noch ein bisschen glücklicher als sie eh schon mit dem E-tropolis 2017 waren.

 

 

E-tropolis-Festival 2017: Die Bildergalerie