Im Gruftboten-Interview: Atomic Neon!

Atomic Neon am 10. September 2016 live in Hamburg
Atomic Neon am 10. September 2016 live in Hamburg

Im Gruftboten-Interview: Atomic Neon!

 

Am 10. September sind zwei von drei Gruftboten zum Atomic-Neon-Konzert nach Hamburg gedüst. Die Gelegenheit haben wir gleich für ein Interview mit den Wave-Musikern aus Essen genutzt. Hier also druckfrisch für Euch das Interview mit Atomic Neon. Viel Spaß!

 

 

(v.l) Ro Boheme, Lars Kappeler, Dani Dark, Sandy und Rio Black
(v.l) Ro Boheme, Lars Kappeler, Dani Dark, Sandy und Rio Black

Die Band besteht aus:

 

Rio Black (Gesang, Texte)

Sandy (Bass)

Lars Kappeler (Gitarre)

Ro Boheme (Gitarre)

Dani Dark (Keyboards)

Friedi (Drums)

Gruftbote: Hallo zusammen! Wann gibt es denn die neue Platte?

 

Rio: Ja mal sehen, vielleicht nächstes Jahr.

 

 

 

Gruftbote: Warum dauert die Plattenproduktion eigentlich oft so lange? Was ist daran so schwierig?

 

Rio: Lars macht immer die Produktion …

 

Lars: Also, ich habe das beim letzten Album gemacht, bin aber auch erst seitdem dabei. Schwierig ist vor allem die Organisation. Wir haben jetzt eigentlich schon fast genug Songs zusammen - wenn nicht sogar schon genug Songs. Aber es ist eben noch nicht alles zu hundert Prozent fertig, sodass das so aufgenommen werden kann. Dann müssen sich auch erst mal alle zusammensetzen und das dann organisiert bekommen.

 

 

 

(v.l.) Dani Dark, Rio Black (im Vordergrund) Sandy und Friedi
(v.l.) Dani Dark, Rio Black (im Vordergrund) Sandy und Friedi

Gruftbote: Ihr arbeitet ja sicher auch alle nebenbei in anderen Jobs. Ist es besonderes schwierig, Job und Musik und Plattenmachen unter einen Hut zu bekommen?

 

Lars: Also, bei sechs Leuten ist das auf jeden Fall schwierig.

 

 

 

Gruftbote: Wie bekommt ihr das mit den Proben hin? Gibt es da einen festen Termin?

 

Lars: Ja, so ungefähr. Wir haben einen festen Termin pro Woche, der sich aber auch immer um ein paar Tage verschieben kann (alle lachen). Und dann macht man eine Uhrzeit aus, die sich auch immer um ein bis zwei Stunden verschiebt.

 

Rio: Und dann proben wir halt, bis der Erste sagt, er müsse nun nach Hause, weil es schon spät ist.

 

Friedi: Manchmal verschiebt sich auch der ganze Termin auch um eine Woche (wieder Lachen).

 

 

 

Rio Black (3. v.r.)
Rio Black (3. v.r.)

Gruftbote: Was erwartet uns denn bei den neuen Songs?

 

Friedi: Ein paar werden wir heute spielen. (…und der Gruftbote verrät Euch schon mal in der Konzert-Kurzkritik, wie sie klingen – Anmerkung der Redaktion).

 

 

 

Gruftbote: Was findet Ihr besser, deutsche oder englische Texte?

 

Rio: Kommt darauf an. Ich finde beides gut. Im Moment singe ich mehr Englisch, aber was Deutsches ist auch immer wieder dabei.

 

 

 

Gruftbote: Viele finden deutsche Texte ja oft schwierig, weil man die nicht einfach ausblenden kann, wenn sie mal nicht so tiefsinnig sind. Bei Deutsch fällt alles immer sofort auf.

 

Lars: Ich finde, das Problem bei deutschen Texten ist, dass sie sehr häufig nach Schlager klingen. Unsere zum Glück nicht. Deswegen mag ich persönlich lieber englische Texte. Aber die deutschen sind auch ok. Wir haben ja auch keine Schlager-Themen (lacht).

 

Dani: Ich mag lieber die deutschen Texte. Weil die Stimme dabei immer so geil klingt.

 

 

 

Gruftbote: Sind deutsche Texte schwieriger zu singen?

 

Rio: Nein, eher einfacher. Ist halt die Muttersprache.

 

 

 

Gruftbote: Man sagt doch, Deutsch sei schwieriger, da es so eine eckige und kantige Sprache sei, die auch immer so hart klingt und nicht gerade melodisch…

 

Rio: Ich finde es besser. Deutsch singen macht mir auch mehr Spaß. Aber vielleicht auch, weil ich viele Texte schreibe und möchte, dass möglichst viele sie verstehen.

 

 

 

Gruftbote: Streitet ihr manchmal über Texte? Oder überhaupt über irgendwas?

 

Rio: Texte schreibe ja nur ich, und da haben die anderen gar nichts zu sagen (alle lachen). Genau so wie ich bei der Musik eigentlich keinen Einfluss habe.

 

Friedi: Stimmt gar nicht…

 

Rio: Ja nicht viel…

 

 

 

Gruftbote: Scheint aber irgendwie zu funktionieren…

 

Rio: Das können sie halt alle besser als ich. Sie sind gute Musiker, und ich bin nicht so ein guter Musiker. Ich kann dafür aber singen.

 

Friedi: Er kann dafür sofort eine Melodie singen, einfach unglaublich. Man dengelt irgendwas zusammen, hat irgendeine neue Idee... Und er singt irgendwas, und wenn es die Einkaufsliste ist, aber es klingt gut.

 

Lars: Er ist halt so mega-kreativ, deshalb macht er auch so viele andere Sachen (Anmerkung des Gruftboten: Rio Black - Band , Bodanegra feat. Rio Black und No Trust In Dawn). Ich habe ihm mal irgendwelche anderen Sachen geschickt, an denen sich andere Sänger über Monate hinweg die Zähne ausgebissen haben. Und dann bekommt man von Rio drei Stunden später etwas, das besser ist als alles andere, was ich bis dahin gehört habe.

 

 

 

Gruftbote: Viele sagen, Ihr klingt ähnlich wie The Cure, vor allem die Stimme. Insgesamt ist das ist ja nun keine schlechte Vergleichsband. Ärgert Euch der Vergleich trotzdem? Oder findet Ihr es gerade gut?

 

Rio: Das hat sich so ergeben. Ich bin ein totaler The-Cure-Fan. Aber bis 2007 habe ich, ehrlich gesagt, nur deutsch gesungen, in deutschsprachigen Bands. Ich habe das mit der Stimme dann einfach mal ausprobiert, und dann hat es eben so geklungen. Ich kann natürlich auch tiefer singen, aber das machen ja viele. Dann klinge ich lieber so ein bisschen curerig und fühle mich dabei wohl. Aber so richtig gewollt war das gar nicht. Ist einfach so gekommen.

 

 

 

Gruftbote: Aber der Vergleich ärgert euch nicht? Man will ja als Band schon eine eigene Marke sein. Aber wenn ich jemandem, der Euch nicht kennt, Eure Musik beschreiben würde, dann würde ich auch The Cure nennen…

 

Lars: Man könnte mit Schlimmeren verglichen werden…

 

 

 

Gruftbote: Was wäre so richtig schlimm?

 

Lars: So richtig schlimm, Unheilig oder so! (alle lachen)

 

 

 

Gruftbote: Cure-Chef Robert Smith hat im letzten Jahr so ungefähr 58 Millionen Dollar verdient, mit all seinen Projekten und Tantiemen zusammen. Das sind knapp 52 Millionen Euro. Der Mann hat wirklich Erfolg, auch finanziell. Ärgert euch das, dass andere so erfolgreich sind und man selber nicht?

 

Lars: Was meinst Du denn mit „nicht erfolgreich“?

 

 

 

Gruftbote: Vor allem im Vergleich. Ihr füllt halt keine Stadien, zum Beispiel. Was aber auch vielleicht ein Vorteil ist. In kleinen Clubs ist man ist halt näher dran....

 

Lars: Ja, und dann stimmt da die Technik nicht und so…

 

 

 

Gruftbote: Ok. Technisch gesehen ist viel Geld sicher ein Vorteil. Aber verliert man nicht den Kontakt zu den Fans, wenn das plötzlich Millionen sind?

 

Lars: Ach, es wäre schon schön, wenn man ein sorgenfreies Leben führen könnte. Und nur noch das machen könnte was einen Spaß macht. Also nur Musik und so…

 

 

 

Gruftbote: Das kann ja noch passieren. Ihr könntet ja beispielsweise noch entdeckt werden. Glaubt ihr das?

 

Friedi: Wir sind nun in einen bestimmten Alter, wo man auf den Boden der Realität kommen muss und sich eingestehen muss ….

 

Ro Boheme: Ja, mit unserer Musikrichtung ist das auch eher unwahrscheinlich. Wenn wir plus minus null rauskommen, sind wir halt schon zufrieden. Alles darüber hinaus ist ein Bonus. Aber über die Situation ärgern tun wir uns eher nicht.

 

Rio: Bands wie The Cure und so weiter haben es auch verdient. Spielen ja schon seit Ewigkeiten.

 

Ro Boheme: Stimmt. Es gibt Leute, wo ich eher denke, die haben das nicht verdient.

 

 

 

Gruftbote: Da fragen wir jetzt lieber nicht nach… Aber wenn Bands sehr erfolgreich sind, werden sie ja häufig sehr mainstreamig und angepasst. Möglicherweise sind dann da auch Fans, die man als Band gar nicht so gerne als Fan haben möchte. Wer schon mal bei einen Depeche Mode Konzert war, weiß was ich meine…

 

Rio: Die leben aber auch gut davon.

 

Lars: Ätzend an der Situation ist einfach das Mega-Gefälle zwischen sehr großen Bands und anderen . Es gibt zum Beispiel Festivals, wo sich die Opener einkaufen müssen. Und die Headliner bekommen Zigtausend Euro.

 

 

 

Gruftbote: Ist das wirklich so?

 

Lars: Ja. Es gibt natürlich solche und solche Festivals. Aber ja, das gibt es.

 

 

Gruftbote: Auf Festivals spielt Ihr nicht so häufig, oder?

 

Friedi: Das ganze Musikbusiness lebt von Vitamin B. Wenn du keine Leute hast, die Dich da rein bringen, ist das halt schwierig. Auf dem WGT zum Beispiel waren wir schon zweimal. In Utrecht (Anmerkung des Gruftboten: Darkness-Summer Festival in Utrecht) waren wir auch schon. Dort hatten wir im Booking eine Frau, die das auch sehr gut gemacht hat. Leider ist die nicht mehr dabei, da es die Firma nicht mehr gibt.

 

 

 

Gruftbote: Ziehen wir also mal Bilanz: Was wir jetzt brauchen ist: eine super tolle neue Platte von Euch und dazu jemand, der Euch entdeckt und dahin bringt, wo Ihr hingehört. Stimmt‘s?

 

Friedi: Ja.

 

 

 

Gruftbote: Was erwartet Ihr von dem Konzert? Ist ja ein winziger Laden...

 

Lars: Dass wir es irgendwie hinter uns bringen (alle lachen).

 

Friedi: Nein, das wird ein spaßiger Abend!

 

 

 

Gruftbote: Wann seid ihr dran?

 

Rio: Es sind noch zwei Bands vorher dran.

 

Ro Boheme: Weiß noch nicht, kann noch etwas dauern… (Anmerkung des Gruftboten: Stimmt! Das Interview haben wir gegen zehn Uhr abends geführt. Der eigentliche Auftritt von Atomic Neon fing um zwanzig vor zwei an, bei gefühlt 45 Grad im Laden...)

 

Friedi: Wir machen das Beste draus. Manchmal kommt man in einen Laden und hat relativ bescheidene Bedingungen, aber das Konzert wird irgendwie cool. Und manchmal kommt man irgendwo hin und hat gute Bedingungen, und dann stimmt trotzdem irgendwas nicht. Man kann gar nicht genau beschreiben, was. Die Stimmung ist vielleicht nur so ok. Und manchmal denkt man, mal schauen, was das hier wohl wird? Und dann wird’s richtig cool! Von daher ist es egal, wie der Laden aussieht, wir werden so oder so Spaß haben.